Den Mistelzweig als Symbol der Liebe kennt vermutlich jeder. Aber die heilende Wirkung der Mistel ist weniger bekannt. Dabei werden die grünen Zweige mit den weißen Früchten bereits seit über hundert Jahren in der Onkologie eingesetzt. Wir sprechen mit dem Chefarzt der Veramed Klinik, Dr. Martin Müller-Stahl, was es mit der Misteltherapie auf sich hat und für wen sie geeignet ist.
Wieso wird die Misteltherapie als begleitende Behandlung für Krebspatienten eingesetzt?
Dr. Müller-Stahl: In Deutschland zählt die Misteltherapie zu den häufigsten ganzheitlichen Begleittherapien bei Krebs. Tatsächlich ist die Mistel die durch Studien am besten erforschte onkologische Arzneipflanze. In den Mistelgesamtextrakten sind viele verschiedene Inhaltsstoffe mit unterschiedlichen Wirkprofilen enthalten – wie etwa Mistellektine, Pflanzensäuren, Mineralstoffe und Spurenelemente – die nur zusammengenommen ihre komplexen Wirkungen entfalten können. Dazu kommt: Der Gehalt der verschiedenen Inhaltsstoffe ist je nach Standort, Jahreszeit, Entwicklungsstand der Pflanze, Erntezeitpunkt, und Wirtsbaum unterschiedlich. Um die jahreszeitlich bedingten Unterschiede in der Konzentration auszugleichen, werden die Misteln deshalb zweimal im Jahr geerntet und die Sommer- und Wintersäfte gemischt. Danach werden die Mistelextrakte in einem speziellen maschinellen Prozess miteinander vermischt. Übrigens: Auch abseits einer onkologischen Behandlung finden die Pflanzenextrakte der Mistel Anwendung, zum Beispiel als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tropfen oder Kapseln. Aber diese Präparate eignen sich nicht für die Krebstherapie. Für Interessierte wichtig zu wissen: Die Misteltherapie stellt bei Krebserkrankungen keine Alternative zur klassischen Schulmedizin, wie zum Beispiel einer Chemotherapie, dar und sollte diese auch keinesfalls ersetzen! Sie kann aber als unterstützende Behandlung eingesetzt werden. Ich empfehle, mit dem behandelnden Arzt zu besprechen, ob eine Misteltherapie im Einzelfall eine sinnvolle Begleitoption ist.
Wie funktioniert die Misteltherapie?
Dr. Müller-Stahl: Kurz gesagt modulieren Mistelpräparate das Immunsystem. Sie unterstützen das Zusammenspiel der Zellen und sollen dafür sorgen, dass die grundsätzliche Abwehrbereitschaft und die Funktionen der immunkompetenten Zellen optimiert werden. Vorübergehend kann die Chemotherapie-Behandlung zu einer Schwächung des Immunsystems führen, wodurch Komplikationen – wie etwa Infekte – auftreten können. Betroffene erfahren dadurch nicht selten eine Verschlechterung des Allgemeinbefindens und somit auch der Lebensqualität. Die zusätzliche Misteltherapie soll das Allgemeinbefinden verbessern und mehr Lebensqualität herbeiführen.
Ist die Misteltherapie für jeden geeignet?
Dr. Müller-Stahl: Nein, die Misteltherapie ist nicht bei jeder Krebsart und nicht für alle Krebskranken eine passende Begleitbehandlung. Ob sie sinnvollerweise eingesetzt werden kann, hängt vom konkreten Einzelfall ab. Dies lässt sich jedoch meistens bereits im Vorfeld eines stationären Klinikaufenthaltes klären. Meiner Erfahrung nach vertragen die meisten Menschen die Behandlung jedoch gut. Mögliche Begleiterscheinungen können aber Allergien und Entzündungsreaktionen sein. Und grundsätzlich gilt: Bei Fieber und bei Erkrankungen des Immunsystems oder der Schilddrüse raten wir von der Anwendung ab.
Können Patienten die Misteltherapie auch selbst anwenden?
Dr. Müller-Stahl: Ja. Mistelpräparate im Rahmen einer Krebsbehandlung gibt es jedoch nicht etwa als Tabletten zum Einnehmen, sondern nur zur Injektion. Diese muss regelmäßig über lange Zeiträume nach individuellen Therapieplänen verabreicht werden. Die Dosis wird im Behandlungsverlauf nicht selten angepasst. Ein Extrakt aus den Misteln wird subcutan, das heißt unter die Haut, gespritzt. Die Injektion erfolgt entweder in die Bauchhaut, den Oberschenkel oder auch den Oberarm. Nach Absprache und ausführlicher Aufklärung beziehungsweise Einweisung ist es durchaus möglich, dass die Patientinnen und Patienten sich die Spritzen auch selbst verabreichen. Wenn dies gewünscht ist, schulen wir in der Veramed Klinik in der Verabreichung und stehen für die gesamte Dauer der Behandlung unterstützend zur Seite. Außerdem legen wir den optimalen Zeitpunkt zur Durchführung und das passende Mistelpräparat fest.
Warum bieten Sie in der Veramed Klinik Misteltherapien an?
Dr. Müller-Stahl: In der Veramed Klinik legen wir ganz grundsätzlich Wert auf ganzheitsmedizinische Ansätze, um die Selbstheilungskräfte zu fördern sowie unerwünschte Wirkungen einer Krebstherapie zu lindern oder vor einem Rückfall zu schützen. Die Kranken profitieren unserer Erfahrung nach auch deshalb von naturheilkundlichen Therapien, weil sie die Eigenverantwortlichkeit und die Eigenaktivität stärken. Es gibt viele Verfahren, die dabei helfen, tumorabhängige Symptome zu lindern. Ergänzende Naturheilkunde ist auch bei Übelkeit, Verdauungsproblemen, Schwächegefühle, Auszehrung, Schwindel, Schlaflosigkeit oder Nachtschweiß sinnvoll. Die Therapiekosten werden übrigens in vollem Umfang für gesetzlich und privat Krankenversicherte sowie Beihilfeberechtigte übernommen.
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