Der Geist einer neuen Hoffnung ist aus der Flasche: Methadon. Doch hilft Methadon wirklich bei Krebs? Fakt ist, dass es bis heute keine ausreichende wissenschaftliche Datenlage gibt, die den Nutzen einer Einnahme belegt.
Der Medien-Hype um D-L-Methadon
Das Thema D-L-Methadon und Krebs wurde seitens der bundesdeutschen Medien in einer in diesem Umfang niemals dagewesenen Art und Weise aufbereitet. Die Art und Weise der getätigten medizinischen Behauptungen und Gegendarstellungen musste bei den Zuschauern der Talkshows den Eindruck erwecken, dass Erkenntnisse unterdrückt oder schlimmer noch, den Krebskranken wirksame Medikamente vorenthalten werden.
Eine solche Verunsicherung sucht in der Geschichte der sogenannten alternativen Krebsmittel ihres gleichen. Die wissenschaftliche Basis für die Behauptungen fehlt bis heute.
Leider erklärten sich zu diesem Zeitpunkt einige Ärztinnen und Ärzte spontan zu D-L-Methadon-Experten. Hierdurch wiederum kamen teilweise skurril zu nennende Dosierungsempfehlungen, Rezepturen und am Ende äußerst grenzwertige Therapieansätze zustande, die zum Schaden der Hilfesuchenden führte.
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. (DGHO) warnte und verwies daraufhin auf eine Langzeit-Studie aus den USA*. Verglichen wurden hier 30.000 Patientinnen und Patienten, die Morphin als Schmerzmittel bekamen – mit etwa 6.000 Patientinnen und Patienten, die D-L-Methadon als Schmerzmittel erhielten. Das Risiko zu versterben, lag tatsächlich für die D-L-Methadon-Gruppe höher als für die Morphin-Gruppe. Bereits die Einnahme geringer D-L-Methadon Mengen erhöhte das Sterberisiko.
(*Ray, W. A., Chung, K. T., Cooper, W. O. et al: Out-of-hospital mortality among patients receiving methadon for noncancer pain. JAMA Intern. Med. 2015, 175: 420-427).
Erfahrungen an unserer Klinik
Wegen der eindeutig minimalen wissenschaftlichen Datenlagen haben wir uns von Beginn der Diskussion an um Neutralität bemüht. Patientinnnen und Patienten werden in der Veramed Klinik ausführlich und eingehend zur Thematik beraten. Bei Interesse besteht das Angebot zur Einnahme von D-L-Methadon im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung. Die Einnahme als anti-Krebsmedikament erfolgt hierin Off-Label-Use. Die Einnahme erfolgt außerhalb der Zulassung. Darüber hinaus wird in der Anwendungsbeobachtung die leitliniengerechte Chemotherapie gemäß der Indikation verabreicht.
Erhebliche Therapienebenwirkungen
Die dokumentierten Fälle zeigen bislang, dass mindestens ein Drittel der Patientinnen und Patienten, die D-L-Methadon einnehmen, unter teilweise sogar erhebliche Therapienebenwirkungen leidet. D-L-Methadon wurde in den 80er und 90er Jahre in der Schmerztherapie durch nebenwirkungsärmere und besser wirksame Medikamente ersetzt und spielt heute in der Schmerztherapie eine untergeordnete Rolle. Vor allem starke Übelkeit aber auch massive psychische Therapienebenwirkungen sind abhängig von der Dosis zu nennen. Unter starken Therapienebenwirkungen litten vor allem diejenigen, die vor oder im Einnahmezeitraum nicht unter tumorabhängigen Schmerzen bzw. nicht unter Schmerzen litten. Mehr als ein Drittel der Patientinnen und Patienten müssen nach unserer Beobachtung D-L-Methadon bereits in der Phase der einschleichenden Dosierung abbrechen.
Die Patientinnen und Patienten, die unter Schmerzen leiden bzw. tumorabhängige Schmerzen haben, tolerieren D-L-Methadon unserer Erfahrung nach grundsätzlich besser – wobei es nach unserer Einschätzung bessere Schmerzmittel gibt.
Gute Therapieverläufe haben sich bezüglich der Krebserkrankung im beobachteten Zeitraum nicht ergeben.
Die genannten Aussagen betreffen wie oben angeführt, Patientinnen und Patienten, die von sich aus nach sehr kritischer Aufklärung und Beratung auf der Einnahme von D-L-Methadon bestanden und von uns lediglich im Sinne von Einzelfallkontrolle bzw. Beobachtung gesondert dokumentiert wurden. Die Aussagen sind am Ende anekdotisch bzw. halten wissenschaftlichen Anforderungen keinesfalls stand. Sie resultieren aber immerhin aus einem Beobachtungszeitraum von über 2 Jahren mit einer beträchtlichen Anzahl von Patientinnen und Patienten (Details auf Nachfrage).
Da uns auch weiterhin zahlreiche Anfragen zum Thema D-L-Methadon erreichen, sind wir dennoch der Auffassung, dass unsere Erfahrungen an dieser Stelle genannt sein dürfen. Auch wenn wir damit letztlich weitere wissenschaftlich nicht abgesicherte Aussagen in die Diskussion eingeben, erhalten unsere Erfahrungen allein durch den gewonnenen nachdrücklichen Hinweis auf die Risiken der D-L-Methadon-Einnahme ihre Rechtfertigung (teilweise starke Übelkeit, psychische Missempfindungen, höheres Sterberisiko).
Unsere Stellungnahme zum Thema Methadon in der Krebstherapie
Die Einnahme von D-L-Methadon als Krebsmedikament entbehrt weiterhin einer klinisch-wissenschaftlichen Grundlage und wird seitens der onkologischen Fachgesellschaften nicht empfohlen. Die Einnahme darf allenfalls nach umfassender und ausführlicher Beratung und Aufklärung durch einen Arzt erfolgen. Auf gar keinen Fall in Eigenregie. Die Einnahme von D-L-Methadon ist keinesfalls für alle Krebskranken geeignet.
Vielmehr sind – dieses sei nochmals aus unserer Erfahrung betont – teilweise erhebliche Therapienebenwirkungen des D-L-Methadons zu beachten. Diese Therapienebenwirkungen machen in den meisten Fällen den Einsatz weiterer Medikamente, zum Beispiel die Verabreichung des hochpotenten Neuroleptikums Haloperidol erforderlich. Hierdurch können in der Summe erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensqualität erfolgen. Beeinträchtigungen in der Verträglichkeit der Chemotherapie oder anderer wichtiger Medikamente können auftreten.
In palliativen Therapiesituationen kann D-L-Methadon auch weiterhin – ausschließlich auf ausdrücklichen Wunsch der Patientinnen und Patienten und nur nach ausführlicher und eingehender mehrfacher Aufklärung bezüglich des sogenannten Off-label-Use – erfolgen (Verwendung außerhalb der behördlichen Zulassung). Dies sollte jedoch unseres Erachtens nach nur erfahrenen Spezialisten vorbehalten sein, die die Grenzen und Möglichkeiten überblicken können.
Für gezielte Anfragen wenden Sie sich gerne an Dr. med. Martin Müller-Stahl, Ärztlicher Leiter der Veramed Klinik. Er steht Ihnen auch in der ambulanten Sprechstunde gerne zur Verfügung. Termine vereinbaren Sie unter Tel.: 08034 3020